Berge an Pergamentstapeln türmen sich auf dem kleinen schon sehr alten Sekretär. Die dicke pechschwarze Mähne sitzt mit zwei Graphitstiften zu einem Knotenknäuel in ihrem Nacken. Tick tack….. Das ist das einzige Geräusch was man hört, bis auf die Feder die auf dem Pergament kratzt, sich gleichzeitig wie ein kleiner Teich Tinte in die eingekratzten Rillen auf dem Pergament füllt. Royalblau, wie die Farbe des Steines, eines Amuletts was sie wieder ergatttert hat. Die Gedanken schweifen wieder ab. Stunden für Stunden sitzt sie hier, teuer soll der Privatunterricht gewesen sein, man könnte meinen ihr Vater hält große Stücke auf sie. Soviel Kosten, soviel Aufwand für sein einziges Kind was eigentlich ein Junge hätte sein sollen. Dieser hätte wenigstens würdig das Gut und den Handel für den Vater weiterführen können. Doch es wurde eine Tochter, was hätte ebenfalls wenigstens eine würdige junge Dame werden sollen, und auch dies nicht so werden will wie es sollte. Milimeter für Milimeter werden die Stapel kleiner. Umso schneller fertig, umso eher darf sie raus. Nun nicht wirklich, raus auf den Hof weiterarbeiten, doch da dieser recht groß ist, hat ihr Vater sie hier nicht so gut unter Kontrolle wie in den vier Wänden. Ihr Privatlehrer hatte schon lange seinen Feierabend, sie sitzt immer noch da. Wofür das ganze, sie weiss schon längst was sie will. Und das entspricht nicht im Geringsten dem, was ihr Vater mit ihr vor hat.
Wie ihm das nur beibringen. Ihre Statur ist kräftig für eine Frau, ihr Kreuz, die Arme, alles trainiert sie sich an, nur die Pausbacken und ein paar wenige Pickel deuten auf die noch sehr jungen Jahre hin. Ihr Vater ganz anders, dürr, drahtig, sehr blass, ein Monokel dass er aufgrund seiner Sehschwäche braucht unterstreicht seine strenge und recht autoritäre Art. Auch wenn sie ihn hätte locker eins überbraten können, ihr Vater wirkt immer unnahbar und unantastbar. Wie als wenn eine rießige Felsmauer den Vater vor der Tochter abschirmt. „Wär ich nur ein Junge, würde er….“ Seufzt sie, aber nein würde er dennoch genauso unnahbar und streng sein. Was Muttern nur an ihm findet. Sie fröstelt leicht wenn sie auch nur an ihren Vater denken muss, kopfschüttelnd streift sie den Gedanken an ihn hastig ab, die Feder kratzt weiter über das dicke fast goldgelbe Pergament.
Spät Abends, scheint sie langsam fertig zu werden, auf das Abendbrot hat sie großzügig verzichtet. Bei der Totenstille am Tisch kriegt sie eh keinen Bissen herunter, immer mehr schottet sie sich in ihrem Zimmer ab.WUMMS!!! knallt es dumpf gegen ihr Fenster. Cinaedh zuckt kurz zusammen blinzelt dann auf, erkennt man was es ist? Sie hält eine kleine Kerze leicht ans Fenster, in dem trüben Licht erkennt sie schwarze Vogelfedern, ein wulstiger Schnabel schimmert glänzend unter dem hellen Nachthimmel. Beinahe filigran ziert ein hauchfeiner Dolch den toten Körper der Elster. Seufzend lässt sie sich wieder in den Stuhl plumpsen. Julius und seine Scherze. Schon lange hat sie den Wink verstanden. Aber nein, sie muss erst fertig werden, der Hausarrest war lange genug, der Rücken und Hintern schmerzt noch von den Gürtelhieben. Ein Lichtstrahl fällt auf den Vogel, beabsichtigt? Rubinrot, wie tiefrotes Blut schimmert es in dem Schnabel der Elster. Sie blinzelt neugierig herüber. „Verdammt…..wieso bin ich so leicht durchschaubar….?“ Mit einem Ruck wird das Fensterbrett hochgeschoben, kalte Hochlandluft strömt dabei in das kleine Zimmer herein. Sie schnürt ihr Hemd fester, mit kalten nackten Füßen tapst zu ihrem Kleiderschrank, die Rückwand die schon an einer Seite leicht splittert, schiebt sie ein Stück weit hoch. Eine schmale kleine Satteltasche wird aus einer engen Nische herausgezogen, ebenso eine alte zerbeulte Hose und ein Hemd. Beides dunkelgrün. Eilig zieht sie sich dieses über während ein Knabe sowie ein hochgewachsenes dürres Mädchen durch das Fenster in das Zimmer hindurchschlupfen. Taschen werden überprüft der Vogel landet zähneknirschend im Mülleimer, zerknüllte Pergamentballen drapieren sich wie zufällig über den toten Vogelkörper.
Leise aber willddurcheinander redend klettern die drei Jugendlichen wieder hinaus die Eiseskäte. Wintereinbruch, noch ein kleiner Nebelhauch weht in das kleine Zimmer, bis das Fenster mit einem lauten dumpfen Wumms herunterfällt um die das warme Zimmer vor der restlichen Eiseskälte zu schützen.
Die duerren zerbrechlichwirkenden Aeste versuchen dem kalten Wind gruppenweise zu strotzen. Pfeifend laesst er sie in seinem kalten Meer tanzen wie er will. Ohne schuetzendem Laub, hoffnungslos.
Wie duerre Zweige wankt die Gruppe Jugendlicher karawanenartig in der Eiseskaelte. Dicke Wolltuecher um den Mund gewickelt, Wollsocken um die Waden stapfen sie umher. Felsen, hoeher als eine Hauswand halten das Meer von Wind hier und da noch auf. Allein der Niederschlag sorgt noch dafuer dass das duerre Gras wie Unkraut wachst, hier und da noch ein paar Kartoffelfelder.
Durch Aeste und allerlei Gestruepp windend streifen die Jugendlichen umher, ab und an ein fluestern, das vom pfeifenden Wind uebertoent wird. Jugendlich zarte Haende auf ein Handzeichen heben sich in den kalten Wind empor. Die andere Hand, einen Dolch oder ein Gewehr haltend. Nur die sternklare Nacht sowie das tiefe Schlummern aller anderen verleiht dem Ganzen ein unschuldiges Sein.
Ebenso die Gruppe Reisender, 200m weiter vor ihnen. Vom erloschenen Lagerfeuer aus, weht noch ein wenig Qualm, doch die Dunkelheit umhuellt die letzte Glut.
Meter fuer Meter naehern sie sich dem Lager. Beinahe schutzlos wirken die Zelte. Ein wenig Abstand wird aber noch gewahrt. Aus alten Flaschen werden Rauch und Brandbomben in das Lager geworfen. Cinaedh wirft dem Vieh Futter hin, mit Gift.
Mit totem Vieh reisst es sich schwer.....
Wie ein Hagel sammelt sich der Rauch und Brand um die groesseren Zelte. Das der Armen und Angestellten bleibt wie zufaellig unberuehrt.
Stunden spaeter wirkt alles als waere nie etwas passiert. Nur die Reicheren dieser Gruppe sind um ein paar Juwelen aermer. Das tote Vieh gibt dem Ganzen noch ein Andenken.
Cinaedh vergraebt wie abgemacht die Juwelen an einer abgelegenen Stelle. Die eingefrorenen Haende graben wie wild die harten Erdklumpen auf. Der Wind wechselt seine Richtung. Nervoes versucht sie ihr Wolltuch hoeher zu schieben. Vergeblich, es rutscht immer wieder herunter.
Irgendwie fuehlt sie sich beobachtet. Wie wenn sie jemand unentwegt anstarrt.
Knurren ertoent, woelfisches. Knapp ein paar Meter hinter ihr. Dann Stille. Besser sie sagt nun nichts. Nervoes haelt sie sich mit ihrer zittrigen Hand an die Brust, in der Hoffnung so die Atemgeraeusche anzuhalten. Die Zeit vergeht wie in Zeitlupe. Sie traut sich nichtmal einen Schritt, das knirschende Unterholz koenne sie verraten. Wieder dieses Knurren, diesmal lauter. Und naeher. Pfeifend saust ein Speer durch das Dickicht, sie sieht nur das Ende aus dem Augenwinkel. Ein lautes Jaulen zu hoeren. Sie blickt ruckartig nach hinten. Federn und Holzperlen wippen vom Speerende herab. Zivilisiert wirkt es nicht gerade. Trolle - schiesst es ihr durch den Kopf. eins, zwei Sekunden spaeter hastet sie den Hang herunter. Der fast taegliche Niederschlag macht die Rutschpartie nicht besser.
Naechster Morgen, der Hof wirkt wie wachgekuesst von der Sonne. Die Stiefel sind noch nass aber scheinbar ohne jegliche Spur. In einen dicken Pullover eingepackt werden die Schrammen so noch kaschiert.
Mit alten Bauernstiefel, sowie mit Heugabel bewaffnet geht Cina an die morgendliche Arbeit. Milch muss her, Mist entfernt, ein Kalb wartet auf seinen Eintritt ins Leben.
laut. Unbeschreiblicher Laerm, wildes Geschnatter als wenn wie eine Horde Gaense anwesend ist. Lautes schrilles Lachen, brummige Stimmen, quietschendes, froehliches Japsen vermischen sich vor der kleinen Taverne.
Immer mehr Stroemen hinein, wie ein Meer aus Menschen. Die Barden die fuer einige Tage hier sind sorgen fuer gute Stimmung.
Es lohnt sich! Jung und alt treffen hier ein. Cina's Freunden wird es zu voll. Haige steht schon draussen, ein Staendchen singend. Eric luemmelt an seiner Bierflasche waehrend Eddy wieder am anbaggern ist. Babs zupft gelangweilt an ihren Haarstraehnen waehrend sie noch auf ihren Wein wartet. "Cinaaaaa, raus mit dir!!" ruft Eric groehlend in den Eingang hinein. Die Rufe vermischen sich mit dem Meer an Stimmen, lachen und lautem Gegroehle. Hastig windet sich Cina irgendwie hindurch nach draussen. Blonde Haare, rote-, grauer Haarschopf versperren ihr die Sicht nach draussen. Ein dicker Schaedel aus braunem, verfilztem Haar schiebt sich ihr in den Weg. der erdige, verwilderte Geruch umschlingt sie. Es stinkt nicht, aber zivilisiert ist etwas anderes. Neugierig versucht sie einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Braungebraeunt sind seine Wangen. Die Gesichtszuege wirken sehr jung, vielleicht ihr Alter? Auch er bannt sich den Weg hinaus. Jedoch ohne Ton. Sein Gesichtsausdruck strahlt eine derart vollkommene Ruhe aus, die sie total verbluefft. Er scheint Erfolg zu haben und kommt langsam vorwaerts. Sie heftet sich ihm an seine Fersen.
Draussen angekommen blickt sie sich suchend um. Im Kreis stehn sie herum, auf Cin wartend. Die Nacht noch jung. Einige poebelnde Jugendliche schieben sich in ihr Sichtfeld. Nur noch den jungen Verwilderten sieht sie vor sich, dieser die Richtung hinter der Taverne einschlaegt. Neugierig blickt sie ihm nach. Zu gerne wuesste sie ob er auch ihre Sprache spricht. Stur und von Neugierde getrieben laeuft sie hinterher. Drei Schritte, vier, noch ein paar. Genervtes und auch hilfloses Seufzen ist von ihm aus zu vernehmen. Was fuer ne Klette wird er sich wohl denken, schwirrt ihr durch den Kopf.
Hastig und wendig versucht er sie abzuhaengen. Doch ihre Sturheit siegt. Gebannt vor Neugierde hat sie nur ihn im Visier. Die Schritte die immer dichter hinter ihr wie wilde Trommeln ertoenen bemerkt sie nicht einmal. Die ach so wachsame Elster ist dem verwilderten Jungen gar verfallen vor jugendlicher Neugierde.
Eine kantige grosse Hand packt sie von hinten grob an der Schulter und reisst sie herum. Entsetzt starrt sie den Jungen an ehe sie herumgewirbelt wird, einige Schritte versucht sie sich dann einen Vorsprung zu erhaschen.
Peng. Und noch einer. Taumelnd greift sie wirr in die Luft, die Sicht wird immer schwammiger. Ein Schritt noch, dann stolpert sie ueber ihre eigenen Beine. Und faellt. In den Schlamm zwischen Unkraut und leeren Bierflaschen.
Der Schaedel brummt als waer eine Horde Kuehe ueber ihren Schaedel galoppiert. Schweissfilm bildet sich auf ihrer Stirn. Irgendwie traut sie sich nicht die Augen aufzumachen. Sie haelt inne und lauscht. Stille, bis auf.....
Geraeusche wie wenn jemand ein Topf ausloeffelt, knistern eines Feuers, keuchende Atemgeraeusche. Na toll. Was wird nun mit ihr geschehen? Trolle?? Sie hat keine gesehn, auch wenn das Bild, sie in einem grossen Topf ueber einem Feuer ihr nicht aus dem Kopf gehen will. Die keuchenden Geraeusche naehern sich ihr. Aengstlich kneift sie die Augen noch fester zusammen. So tun als waer man mausetot. Vielleicht geht er ja wieder. Eine warme Hand legt sich auf ihre Stirn, recht sanft und unbeholfen. Ein Mensch? Ihr Gesicht verzerrt sich geradezu vor Ekel und Entsetzen. Sie wartet jedoch. Besser so, denkt sie sich. Die Hand ruht noch immer auf ihrer Stirn. Na toll. Witzig, denkt sie sich. Nein, nicht witzig. "Scheisse!" wohlte sie sich zumindest nun denken, ihre Lippen waren schneller. Die Hand zuckt dabei nervoes und laesst hastig von ihr ab. Aengstlich oeffnet sie einen Spaltbreit die Augen. Es ist noch alles recht schwammig, doch tiefbraune Augen blicken sie besorgt musternd an. Haben Trolle braune Augen? Nein? Haut! Sie mustert hastig die Hautfarbe, sieht nicht trollisch aus. Die Gestalt entfernt sich dann gar scheu von ihr. Sie blinzelt dieser nach, reibt sich dabei ueber ihre Augen, um so hoffentlich mehr zu erkennen. Lange dunkle Haare haengen dieser Gestalt ueber den Ruecken herunter als diese sich ueber dem Feuer und dem Topf beugt. Jugendliche Schultern, die Haare sind verfilzt. Verfilzte Haare! Fast japsend versucht sie sich aufzurichten. Ein stechender Schmerz gibt ihr zu verstehen dass sie das besser lassen soll. Ein neugieriger Blick huscht in ihre Richtung, kopfschuettelnd. Aechzend legt sie sich dann wieder hin.
Besorgt versorgt und pflegt er sie so die Tage durch. Stumm wirkt er. Redet so gut wie nichts, bis auf seinen Namen den er ihr genannt hat. Connor.
Etliche Male ueberfallen sie Reisende, es sind immer diesselben, die Armen und Mittelstaendigen werden verschont. An ihrer Seite, Connor. Wie ein stummer Schatten immer bei ihr. Schuetzend, helfend, unterstuetzend, aber auch bremsend.
Handzeichen, Blickkontakte, stumm wissen beide sich zu verstaendigen, denn Connor redet ja nicht. Man koennte fast glauben er kann es nicht, haette er ihr nicht seinen Namen genannt. Verliebt roeten sich ihre Wangen, ihrer Gefuehle ist sie sich wohl nicht bewusst, muss sie auch nicht. Noch nicht. Denn er ist einfach da, immer. Bis ans Ende der Welt? Sei nicht naiv, sagt ihr eine Stimme im Kopf. Doch! Sagt sie sich stur.
Schleppend geht sie den Hang hoch, es knirscht unter ihren Fuessen. Connor folgt ihr im Schatten der Baeume, bis knapp vor dem grossen Tor. Im Stall angekommen, wechselt sie hastig ihre Kleidung. Das Holzfaellerhemd landet zerknuellt im Heu, eilig wird das Bauernkleid uebergestreift. Sorgsam lag es in einer Nische, zusammen mit der Schuerze und der passenden Haube dazu. Sie knuellt das Hemd nochmals zusammen, grinsend. Wie sie diese penible Ordnung ihres Vaters hasst. Und diesefurchtbare Stille, das einzige was man hoert ist sein Gebruelle, wenn er, mal wieder seine cholerischen Anfaellle bekommt.
Sie zuckt zusammen als sie mit ihrer Hand den Tuerknauf herunterdrueckt. Ob er das zusammengelegte Kleid in der Scheune entdeckt hat? Hoffen wirs mal nicht.
Still geht sie durch den dunklen Flur hindurch. Hier drin ist es stiller als auf einem Friedhof. Reglos sitzen sie da, Vater, Mutter, und......Drei Gaeste, ein aelteres Haendlerehepaar sowie ein Knabe. Milchig bleich, rotem Haar wie ein Bund Karotten. Die Sommersprossen geben dem Ganzen ein merkwuerdiges Bild. Verwirrt schuettelt sie den Kopf.
Selbes Alter, ein Schreiber mit hervoragenden Haendlerwissen, diesem bald der kleine Laden in Suederstadte gehoeren sollte.
In drei Jahren soll es soweit sein. Soehne soll sie gebaehren, ganz viele. Die, als einzige Tochter eines Haendlers, der sich nichts mehr als einen Sohn gewuenscht hat. Entsetzt blickt sie auf ihren Schoss, mit hochrotem Kopf. Haige hat ihr mal erklaert wie das geht, zwischen Mann und Frau, sie muss dabei immerzu an die Kuehe denken. Dann, Connor. Der Kopf wird roeter.
Hoeflichst und foermlichst wird sich vorerst verabschiedet. Ihre Mutter freut sich zum ersten Mal in ihrem Leben, als wuerde ihr Vater eine Kirmes veranstalten. Er selbst murmelt nur etwas von "verdammte Mitgift!"
Zwei Jahre spaeter. Untote, heisst es, ganze Horden davon sollten gen Suederstadte unterwegs sein. Wie gut dass Eddy und seine Schwester bereits wegsind. Was wohl mit ihren Eltern passieren wird?
Ihr Vater ist sauer, seit Tagen schon. Die Mitgift soll immer noch stehn, doch was mit dem Laden in Suederstadte passieren soll, steht in den Sternen.
Jeden Tag versucht sie es ihrem Vater zu sagen. Das mit Connor, und der Schmiede.
"ich....habe eigene Plaene" spricht sie zaghaft, stotternd, den Kopf dabei hoeflich gesenkt. Allein schon bei diesem Satz blickt er sie entsetzt an. Stotternd spricht sie weiter, erst leise, versucht es dann lauter, bestimmter ehe sich ihre Worte ueberschlagen, in dem Versuch trotz seinem cholerischen Gebruell ihre Nachricht zu Ende zu bringen. Eine Vase landet scheppernd gegen den grossen Schrank. Ihre Mutter verkriecht sich schon Kopf schuettelnd in der Kueche, abwartend.
Jetzt hoert diese verdammte Stille endlich auf. Gebruell folgt auf Geschrei, wie zwei wildgewordene Huehner, nein Bullen.
Dann eine Weile Schweigen. Hat sie es geschafft? Nein. Ruhig, sehr ruhig steuert er ihr Zimmer an. Dort angekommen geht er nicht wie ueblich zu ihrem Schreibpult, sondern an ihren Schrank. Zielsicher durchwuehlt er dann die Tiefen darin, bis er ihre aus alten Lederresten zusammengenaehte Ruestung herausfischt, Dolche, Bogen, Mundschutz. Gar kalt und angewidert mustert er sie dann.
Was darauffolgt, hat sie wohl nicht mitgerechnet. An den Haaren packend, zerrt er sie hinaus, ihre Ruestung hinterherwerfend.
Die Juwelen, die sie gesammelt hat, landen allesamt im Kaminfeuer,mitsamt ihrer Kindersachen, Kleidung,.... Panisch rennt sie in die Scheune, den Gang durch, letzte links. Leer. Der Schecke steht nicht mehr dort. Hat er es gewusst? Woher?
Unter Traenen rennt sie weiter, den Hang hinunter zu ihrem Treffpunkt. Der grosse Baum steht einsam und verlasssen dort. Um diese Uhrzeit sind die meisten dort. Durch ihre Dummheit hat sie bestimmt alle verraten. Connor? Schwermuetig, schleppend geht sie als letztes dorthin. Er ist immer da. Wenn nicht auf andere, ist auf ihn immer Verlass. Doch auch hier ist alles leer. Das Feuer frisch erloschen.
Sind sie vielleicht ohne sie los? Am besten sie wartet. Stunden liegt sie dort, in einer kleinen Nische. Dass seine Sachen schon weg sind, ist ihr nichtmal aufgefallen.
Tage spaeter immer noch nichts. Ihr stummer, schuetzender Schatten ist fort. Das Hochland hinab schleppt sie sich Richtung Sumpfland, aus dem Schal hat sie sich Fusswickel gebastelt, in der Kaelte braucht sie warme Fuesse. Die Stiefel sind bereits undicht. Im Sumpfland schlecht.
Wochen vergehn. Wo bleiben ihre Freunde? Ihr Schwur, immer zusammenzuhalten? Manche haben bereits eine Ausbildung genossen. Sie ist nun mutterseelen allein. 17 Jahre, mit nichts.
Wochen vergehen. Seit einer Weile sitzt sie schon hier, in Thelsamar. Das kleine Dorf im Tal eignet sich besonders gut als Schutz vor Kaelte und Regen. Weniger Regen als im Sumpfland gibt es aber nicht, eher das Gegenteil ist der Fall.
Es kommen weniger Reisende vorbei als sie angenommen hatte. Irgendwie muss sie weiter, eine Unterkunft suchen, eine Ausbildung? Connor 's Spur hat sie schon lange verloren. Doch warten tut sie immer nich. Wer weiss, irgendwann.....findet sie ihn. Seufzend, richtet sie sich auf, schon drei Naechte liegt sie schon hier. Langsam tun ihr die Knochen weh. Die Stirn ist leicht schwitzig vom Fieber. Wie gern wuerde sie eine Schmiedeausbildung anfangen. Immer und immer wieder versucht sie die alte Zwergin zu ueberreden sie als Lehrling einzustellen. Eine Verstaendigung brauchen sie nicht, es ist immer und immer wieder ein klares nein. Wochen schon haelt sie stur durch. Dabei wirkte die alte Funke auf den ersten Blick so muetterlich. Pustekuchen. Hier hat sie sich wohl verschaetzt.
Muede sucht sie sich eine neue Nische. Ab und an bringt ihr die Gastwirtin ein paar Reste vom Essen vorbei. Heute leider nicht. Muede reibt sie sich den knurrenden Magen waehrend sie sich mit Blaettern die neue Nische auslegt, wenigstens bleibt ihr Hintern so halbwegs trocken. Die durchnaessten Socken zupft sie mit den schon tauben Haenden von ihren Fuessen. Wahrend waermend ihr Hemd daruebergelegt wird, wringt sie diese aus, zum trocknen legt sie diese dann auf einen kleinen Stein, den sie ein wenig unter den Dachvorsprung gesetzt hat, bei dem taeglichen Niederschlag keine schlechte Idee.
Widderhufe trommeln im Takt des Regens auf den Kiesweg der in das Dorf fuehrt. Kundschaft wohl fuer die alte Funke, oder wieder welche die auf Durchreise sind. Reges Treiben ist zu vernehmen, lautes Stimmengewirr, zwergisch wohl. Neugierig lauscht sie, versucht die Worte voneinander zu unterscheiden. Vielleicht lernt sie es, irgendwann. Beibringen wird ihr das wohl keiner, eine Todsuende ist das fuer einen Zwerg wenn er einem Nichtzwerg seine Sprache beibringt. Tja was soll sie nun. Das Stimmengewirr wird lauter, naehert sich ihr. Neugierig beobachtet sie die alte Funke bei ihrer Arbeit. Wohl ein wenig zuviel los. Muehselig versucht Funke den Ueberblick zu bewahren. Irgendwas wird in ihre Richtung gebruellt, aber sie versteht kein Wort, woher auch. Ihr wird angedeutet etwas zu halten. Kleinlaut nickt sie, tut dies brav, vielleicht gibt es ja wieder was zu Essen dafuer.
Immer wieder darf sie mal etwas halten oder wegbringen. Wichtiges ist es nie meistens ist es einfach Muell.
Um sich die Zeit zu vertreiben, wird ihr Schrott sowie alte Schleifsteine gereicht. Ohne zu wissen was sie damit tun soll, faengt sie an darauf gedankenverloren darauf herumzuschleifen.
Mit der Zeit lernt sie manche Worte zuzuordnen, zu den Gestiken und Handgriffen die ihr ab und an gezeigt werden. Viel ist es nicht, hilfreich aber alle mal. Fuer kleine Botengaenge bekommt sie dann hier und da ein paar Kupfer sowie alte, ausgemusterte Kleidung diese dazu dient bei den Botengaengen keinen allzu schlechten Eindruck zu hinterlassen.
Den besten Ruf scheint die Funke nicht zu haben, immer wieder wird hintervorgehaltener Hand ueber sie getuschelt. Noch ein Mensch, kann sie so langsam grade so verstehen. Was immer das heissen mag.
Wochen und Monate vergehen, nach einigen Grippeattacken ohne Dorfheiler schafft sie es soweit regelmaessig in eines der Gaestezimmer zu uebernachten. Keine kalten und nassen Fuesse mehr. An Gewicht hat sie noch nicht viel zugenommen, abgemergelt sieht sie noch immer aus. Noch scheint sie zu wachsen, amazonenhaft wirkt sie mit ihrer Groesse, saehe sie nicht wie ein halber Penner aus.....
Schlechte, oder gute Zeiten. Funke bekam immer mehr Arbeit, so dass sie doch ueber einen Lehrling nachdenken musste. Viel Auswahl hatte sie in Thelsamar schonmal nicht, doch sie das wissen lassen,nein hatte man nicht vor. Irgendwann, setzte man ihr ein in zwergisch gehaltenes Schriftstueck vor dass sie unterschreiben sollte. Gut, bei den Gnomen ist sie nicht, also wird sie schonmal nicht Besitzer irgendeiner alten, kaputten Maschine. Hier festsitzen tut sie so oder so, was soll also schon passieren denkt sie sich. Nachdem sie dies unterschrieben hat, passierte lange..... -nichts. Nach einer Weile wurden die kleinen Taetigkeiten die sie machen durfte groesser, statt Kupfer bekam sie nun auch Silberstuecke. Die Ausbildung war hart. Ihre Haende waren von Striemen uebersaeht, Blasen hatte sie an Haenden und Fuessen. Die Muedigkeit ueberschlug oft den knurrenden Magen, so dass sie oft K.O. in ihr Bett fiel. Die Arbeitsklamotten bekam sie gestellt so dass sie sich ihre wenigen Groschen zurecht sparen konnte, die Mahlzeiten wurden auch ein wenig groesser. Waere da nicht ihr recht weibliches Gesicht, dass eine gewisse Eleganz ausstrahlte koennte man sie, zumindest vonhinten fast fuer einen Kerl halten. Na gut, fast. Die Schultern und Arme wurden immer breiter, genauso aber auch die Striemen und Blasen. Auch das zwergisch verstand sie langsam immer besser, auch wenn sie es so nicht erkennbar machen durfte.
Gut abgelenkt von viel zu langen Arbeitstagen, vergass sie immer mehr ihre Kindheit.